Schlemmen im Kulturdenkmal
Schlemmen im Kulturdenkmal
Baden-Württemberg‎
26.03.2019
Askese, Purismus, Reduktion

Auf den ersten Blick wirken die ästhetischen Grundprinzipien des Neuen Bauens kaum vereinbar mit ausschweifenden Genusserlebnissen. Doch wo moderne Architektur auf raffinierte Kulinarik trifft, entsteht oft Raum für besonders geschmackvolle Momente für Gaumen und Geist. Zum Bauhaus-Jubiläum 2019 haben wir ausgewählte Orte im Süden zusammengetragen, an denen stilecht geschlemmt werden kann.

Slow Food im Bauhaus – „Erasmus“ in Karlsruhe

In der Karlsruher Siedlung Dammerstock, Ende der 1920er Jahre von Bauhaus-Gründer Walter Gropius entworfen, empfängt seit 2014 ein besonderes Restaurant Architekturinteressierte und Feinschmecker. Das „Erasmus“ verdankt seinen Namen dem Humanisten Erasmus von Rotterdam und steht als Slow Food-Betrieb für einen verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit Lebensmitteln. Andrea und Marcello Gallotti servieren in ihrer denkmalgeschützten Location samt Dach- und Gartenterrasse leckere Gerichte aus Produkten, die gut, sauber und fair hergestellt wurden. Viele davon stammen aus dem Genießerland Baden-Württemberg, etwa Filderkraut aus der Region Stuttgart, Bio-Mehl aus dem Breisgau oder Schaumwein von der Champagnerbratbirne aus Schlat am Rande der Schwäbischen Alb.

www.erasmus-karlsruhe.de

Boxenstopp für Genießer – „Hier & Jetzt“ in Freiburg

Wer vor dem Turmcafé im Freiburger Stadtteil Zähringen steht, wird kaum vermuten, dass in dem heutigen Kunstforum einmal Diesel und Benzin flossen. Zu filigran erscheint das denkmalgeschützte Gebäude aus den 1950er Jahren mit seinen großen Glasfenstern und der freitragenden Wendeltreppe. Von dem historischen Bau ins „Hier & Jetzt“ ist es nur ein Katzensprung. In dem Restaurant mit Biergarten unterhalb des „Tankstellen-Türmles“ werden neben Klassikern der deutschen Küche mediterran und orientalisch inspirierte Köstlichkeiten serviert. Die besondere Lage schätzen auch die Bewohner des rund um das Ensemble entstandenen Mehrgenerationenquartiers. Ihnen dient die Gastronomie als kommunikatives Zentrum.

www.hier-und-jetzt-restaurant.de

Vom stillen Örtchen zur Szenekneipe – „Palast der Republik“ in Stuttgart

Menschen stehen beieinander, sitzen auf Bänken und dem Fußboden, lassen den Tag Revue passieren; es herrscht eine entspannte Stimmung – und das alles rund um ein Stuttgarter Klohäuschen? 1926 wurde der Pavillon als einfache Überdachung der unterirdischen Toilettenanlage errichtet und von 1936 bis in die 80er Jahre als Zeitungskiosk genutzt. Nach einer kurzen Zeit als Imbissbude startete 1989 der Bierausschank unter dem Namen „Palast der Republik“. Schnell entwickelte sich das Häuschen in der Friedrichstraße zum Szenetreff für ein Feierabendbier und zum Dreh- und Angelpunkt des Stuttgarter Nachtlebens. An die alte Funktion der Mini-Kneipe erinnern nur noch Fotos und die Treppenstufen, die heute noch wie früher hinunter zu den Toiletten führen.

www.stuttgart-tourist.de/a-palast-der-republik

Guter Stoff trifft Streuobst – „Café Pausa“ in Mössingen

Einst entstanden in Mössingen auf der Schwäbischen Alb feine Stoffe mit ausgefallenen Designs. Die Textildruckfirma Pausa engagierte namhafte Künstler wie Verner Panton, Willi Baumeister oder Hap Grieshaber und erlangte damit internationale Bekanntheit. Mit den zwischen 1951 und 1961 von Manfred Lehmbruck erbauten Gebäuden ist das Pausa-Areal außerdem ein Industriedenkmal des Neuen Bauens. Die hellen Räume der früheren Werkskantine beherbergen heute das Café Pausa samt Regionalladen. In der Event-Gastronomie arbeiten Menschen mit und ohne Handicap zusammen und haben sich den Erhalt der Kulturlandschaft Streuobstwiese zum Ziel gesetzt. Auf der Karte finden sich daher vorwiegend regionale Speisen und im Laden gibt es ausgewählte Produkte mit Streuobstbezug to go: Von Apfelsaft über Most bis Secco.

www.cafe-pausa.de

Luftschiff Ahoi – Restaurant im Zeppelin Museum in Friedrichshafen

Als erste Stadt am Bodensee erhielt Friedrichshafen Mitte des 19. Jahrhunderts einen Bahnanschluss. Nur wenige Jahrzehnte später entstand ein als Fachwerkbau angelegter Hafenbahnhof, der jedoch schon Anfang der 1930er Jahre dem modernen Entwurf des Architekten Karl Hagenmeyer weichen musste. Das vom Bauhaus inspirierte Gebäude prägt die Hafensilhouette mit seinen klaren Linien bis heute. Bereits seit der Eröffnung befindet sich in den nun vom Zeppelin Museum genutzten Räumen auch ein Restaurant. Davon zeugen etwa die ins Mauerwerk der Sonnenterrasse eingelassenen Klingeln, die ehemals zum Rufen der Bedienung dienten. Der herrliche Blick über Hafen und Bodensee hat sich zur Freude der Besucher ebenfalls erhalten.

www.zeppelinmuseum-restaurant.de

Nah am Wasser – „Café & Bistro Möwe“ in Meersburg

Ob zum Lunch um die Mittagszeit, zum nachmittäglichen Kaffeeklatsch mit frischen Kuchen oder zum Sundowner in den Abendstunden – das Meersburger Café & Bistro Möwe ist zu jeder Tageszeit einen Besuch wert. Der 1951 vom ehemaligen Bauhaus-Schüler Hermann Blomeier entworfene Pavillon aus Beton, Stahl und Glas, empfängt seine Gäste in Premiumlage in erster Reihe am See. Dass er umgesetzt und über die Jahre erhalten werden konnte, ist ein Glücksfall. Denn erst nach langem Kampf zwischen Befürwortern und Gegnern des Neuen Bauens wurde die Baugenehmigung überhaupt erteilt. Sein Zwilling steht auf der gegenüberliegenden Seeseite in Konstanz. Hier lädt das Clubhaus „Lände“ zu gutbürgerlicher Küche.

www.möwe-meersburg.eu

www.clubhaus-laende-staad.de

Foto: Zeppelinmuseum Friedrichshafen © Hendrik Bohle


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