Bayern / Ostbayern05.04.2018Halb so viel Alkohol, voller Genuss
Klassisches Bier oder alkoholfreie Alternative? Die älteste Klosterbrauerei der Welt will allen, die sich nicht entscheiden können, eine dritte Alternative bieten: Bierklassiker mit großer Tradition, aber deutlich weniger Alkohol. Dazu erwecken die Ostbayern eine in Vergessenheit geratene Bierspezialität wieder zum Leben.
Der Bierdurst der Deutschen verändert sich: Während der Konsum des klassischen Gerstensafts in den vergangenen Jahren bei knapp über einhundert Litern pro Kopf konstant blieb, setzten alkoholfreie Alternativen ihren Siegeszug fort. Seit 2008 hat sich deren Absatz in Deutschland verdoppelt, von rund zweieinhalb auf zuletzt über sechs Millionen Hektoliter im Jahr 2016. Allein: Mit rund sieben Prozent Marktanteil bleiben die Alkoholfreien jedoch immer noch ein Nischenmarkt. Weltenburger, die älteste Klosterbrauerei der Welt vor den Toren Regensburgs, will jetzt allen, die sich nicht entscheiden können, eine dritte Alternative bieten: leichte Biere, die nur rund die Hälfte an Alkohol und Kalorien bieten, dafür aber vollen Trinkgenuss. Dafür erwecken die Weltenburger Braumeister eine alte Tradition wieder zum Leben: Sie wollen dem einstmals beliebten und inzwischen weitgehend vergessenen Schankbier zu einem neuen Siegeszug verhelfen.
Zwar ist das Alkoholfreie schon längst kein reines Autofahrerbier mehr. "Dennoch wollen viele nicht völlig auf Alkohol verzichten, gleichzeitig aber die Alkoholmenge deutlich reduzieren, ohne auf Geschmack zu verzichten", sagt Hermann Goß, der Brauereidirektor. Leichtere Biere liegen im Trend, hätten bisher aber viele Verbraucher noch nicht völlig geschmacklich überzeugt. Lange hätten die Weltenburger Braumeister deshalb nach einem Weg gesucht, alkoholärmere Alternativen zu den viel prämierten Weltenburger Klassikern wie dem Hefe-Weißbier und zum Märzenbier "Anno 1050" zu suchen.
Nach intensiver Arbeit im Gärkeller wagt die Brauerei jetzt im Frühjahr den Marktstart für zwei neue Produkte, die die Bierwelt aufmischen sollen. Die "Jacobus Leichte Weiße" und das helle "Jacobus Schankbier" bringen es jeweils auf einen Alkoholgehalt von 2,9 Prozent - und damit 45 Prozent weniger als die beiden "Mutterprodukte". Angenehmer Nebeneffekt: Auch die Kalorienzahl reduziert sich dadurch um fast die Hälfte.
"Beim Umgang mit Alkohol spüren wir eine zunehmende Sensibilisierung. Beide Biere stehen deshalb für den neuen Trend des ernährungsbewussten und leichten Genusses", sagt der Biersommelier und Weltenburger Exportmanager Tobias Funke. Bei beiden neuen Bieren setze Weltenburger auf die große Handwerkstradition und bewährten Zutaten wie die Weltenburger Hefe, den Hallertauer Hopfen und das kristallklare Brauwasser aus eigenen Brunnen.
Die Klosterbrauerei hofft, mit den neuen Produkten ein völlig neues Marktsegment erschließen zu können. Der potenzielle Kundenkreis reicht nach deren Angaben weit über die Wanderer, Pilger und Radler auf dem namensgebenden Jacobus-Pilgerweg zum Kloster Weltenburg hinaus. "Auch ernährungsbewusste Verbraucher und beispielsweise auch viele Senioren und jüngere Biertrinker wünschen sich mittlerweile Biere mit weniger Alkohol", so Bierexperte Funke. Als "vital, frisch, spritzig, erfrischend", beschreibt er die beiden neuen Sorten.
Was die wenigsten wissen: das Schankbier, das die Ostbayern jetzt aus der Taufe heben, definiert die deutsche Bierverordnung bereits in ihrer Urversion aus dem Jahre 1990. Bisher führte es aber ein Schattendasein. Weltweit ist das zum Teil ganz anders: In Ländern wie Neuseeland, den Vereinigten Staaten oder in Skandinavien sind leichte Biere schon heute der Renner. "Wir glauben, dass die Zeit reif ist, das nun auch in Deutschland zu ändern", erklärt Brauereidirektor Goß.
Weltenburger will mit den beiden neuen Sorten auch seinen internationalen Siegeszug fortsetzen. Bereits heute findet sich das älteste Klosterbier der Welt in Gaststätten und Getränkeregalen in rund 30 Ländern rund um den Globus - von Brasilien bis China. Jetzt sollen auch die skandinavischen Länder vermehrt in den Genuss der Bierspezialitäten kommen: Mit weniger als drei Prozent Alkohol profitieren diese beispielsweise in Schweden von einem Steuervorteil und dürfen dort auch im Supermarkt verkauft werden.
Foto: obx-news/Bischofshof
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