Charakterköpfe zwischen Achterbahnen
Charakterköpfe zwischen Achterbahnen
Baden-Württemberg‎ / Region Stuttgart
13.02.2018
Schausteller und andere Wasen-Originale vom Cannstatter Volksfest

Das Cannstatter Volksfest wird diesen Herbst 200 Jahre alt. Vor allem die Bier- und Weinzelte locken inzwischen jährlich vier Millionen Besucher auf den traditionsreichen „Wasen“. Doch neben den großen Zelten und Fahrgeschäften gibt es viele kleinere Schausteller, Budenbesitzer und andere Originale, die seit Jahrzehnten fester Bestandteil des Festes sind. Zum Anlass des Jubiläums erzählen sieben von ihnen ihre ganz persönlichen Volksfest-Geschichten.

„Da ist für jeden Geschmack etwas dabei.“

– Kitty Roscher, Reibekuchen-Koryphäe

Ein blauer Wagen, aus dem Wohlgerüche dringen: Seit 30 Jahren backt Kitty auf dem Cannstatter Wasen ihre Reibekuchen. Insgesamt kommt Familie Roscher aber schon seit 60 Jahren zum Volksfest. Erst mit einer Stierkampfarena, dann mit einer Wurfbude und jetzt mit dem Reibekuchenwagen. Die Stammkunden mag Kitty besonders: „Ein älterer Herr etwa, der kommt alle drei Tage, um seinen Reibekuchen mit Lachs zu essen.“ Ein nettes Schwätzchen gibt’s bei Kitty gratis obendrauf. 

„Wir bringen Gäste mit dem eigenen Auto nach Hause.“

– Peter Erb, Heimweg-Helfer

Peter Erb sorgt für den sicheren Heimweg der Gäste. Ihn findet man im Büro gegenüber vom großen Kettenkarussell. Der richtige Platz für seine Heimweg-Helfer, denn hier kommen Besucher auf dem Weg zum Parkplatz vorbei und können sich ehrlich fragen, ob sie noch fahrtüchtig sind. Wenn nicht, steht Erb mit seinen 40 Fahrern parat. 1965 wurde die in Deutschland einmalige Hilfe initiiert. „Der Service ist kostenlos, nur die Taxifahrt für den Fahrer zurück zum Volksfest muss bezahlt werden.“

„Das Volksfest ist ein Heimspiel und ein zweites Zuhause.“ 

– Julius Kinzler, Schausteller in dritter Generation

Der „Musik-Express“ ist ein echter Klassiker. Das Fahrgeschäft, das seit 1970 auf dem Cannstatter Wasen steht, wird von Julius Kinzler geführt. Sein Großvater entwickelte die Bahn 1968 und verkaufte das erste Modell nach New York. Das zweite blieb in der Heimat und war für die Familie der Beginn ihrer Schaustellerkarriere. Julius ist eigentlich Grafikdesigner. „Aber man wächst halt mit dem Fest auf, ist seit Kindesbeinen auf dem Wasen. Da wäre der Schritt, den Familienbetrieb nicht weiterzuführen, fast schwerer“, erzählt er.

„Für meine Familie war das Fest immer etwas Besonderes.“

– Manfred Howey, „Happy Sailor“-Kapitän

Eine bunte Berg- und Talbahn mit Schiffsgondeln, die alle ihren eigenen Namen tragen, ist schon seit 38 Jahren Teil des Cannstatter Wasens. Da gibt es „Susanne“, „Anni“ und „Amor“, aber auch „Bremen“ und „Werder Bremen“. Denn dort ist der „Happy Sailor“-Kapitän Manfred Howey zu Hause. An den „Cannstatter Wasen“ hat er besonders positive Erinnerungen. Denn hier traf sich die Familie immer, um den Geburtstag der Mutter zu feiern.

„Ein bisschen Nostalgie darf sein.“

– Thomas Schiedel, Cannstatter Imbissbesitzer

Der Imbiss Schiedel ist mit grünem Logo, grünen Lampen und grünen Tischdecken kaum zu übersehen. Insgesamt sehr modern gestaltet, erinnert der Schriftzug allerdings an eine andere Zeit. „Ein bisschen Nostalgie darf sein“, sagt Thomas Schiedel, der dem Geschäft kürzlich einen neuen Anstrich verlieh. Doch der grüne Schriftzug vom Großvater blieb. Seit über 100 Jahren ist die Familie Schiedel auf Volksfesten unterwegs. Angefangen hat Großvater Anton mit einem Zeltbetrieb und Süßwaren, in den 70er Jahren wurde daraus ein Imbiss.

„Manche kommen zum Freude erleben, manche haben auch Nöte.“

– Schwester Annegret, Schwester Rosemarie & Reinhard Wildermuth, Bibelstand-Trio

Ungewöhnlich für ein Volksfest, aber schon seit der Nachkriegszeit fester Bestandteil des Krämermarkts ist der Bibelstand. Schwester Annegret, Schwester Rosemarie und Reinhard Wildermuth haben hier ein offenes Ohr für alle, die über Glauben, Ängste und Nöte sprechen möchten. Aber auch der Verkauf läuft gut. Vor allem fremdsprachige Bibeln gehen hier zuhauf über den Ladentisch. „Das wundert uns immer wieder“, erzählt Schwester Annegret, die den Stand schon seit 15 Jahren betreut.

„Ich habe schöne Erinnerungen an meine Jugend auf dem Wasen.“

– Alfons Richter, Kasperltheater-Spieler

„Die Jungen haben immer gegen die Senioren-Schausteller Fußball gespielt“, erinnert sich Alfons Richter. Ein Leben ohne Cannstatter Wasen kennt der 50-Jährige nicht. Seit frühester Kindheit kommt er mit seiner Familie aus Niederbayern nach Stuttgart, um auf dem Volksfest die Saison ihres Kasperltheaters zu beenden. Das Puppentheater Richter gibt es schon seit 1713. Und auch heute noch lassen sich Kinder von den klassischen Geschichten über Kasperl, Krokodil und Prinzessin begeistern.

Foto: Cannstatter Volksfest, © TMBW, Achim Mende


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